Nachlese zu…..“Alte Gebäude zwischen Wunsch und Wirklichkeit Kulturgüter erhalten und Wohnraum schaffen am Sonntag, den 9. Oktober 2022 um 10.30 Uhr“

Die Erhaltung des historischen Ortskerns und die Schaffung von Wohnraum sind wichtige kommunalpolitische Forderungen der Wehrheimer SPD.

Am Sonntag, den 9. Oktober 2022 lud sie ein zu einem Austausch zwischen Fachleuten und Betroffenen.

Gut 40 Gäste begrüßte die SPD-Vorsitzende Judith Heck im Bürgerhaus Wehrheim.

Anders als so manche andere Gemeinde im Hochtaunuskreis verfügt Wehrheim über einen historischen Ortskern, der wesentlich zur Lebens- und Wohnqualität beiträgt und um den uns andere beneiden. Leider stehen mehrere Gebäude schon seit Jahren leer und / oder verfallen teilweise, weil notwendige Instandhaltungsarbeiten nicht erfolgen. Unter der Moderation von Tobias Eckert (SPD, Mitglied des hessischen Landtags) beleuchteten Olaf Bohris (Architekt, Mitglied im Ortsbeirat Wehrheim und der Kommission „Alt Wehrheim“) und Bernhard Büttner (Dipl. Ing. und Stadtplaner aus Neu Anspach) die aktuelle Lage, die Chancen und die Hürden für die Sanierung erhaltenswerter älterer Gebäude und die damit verbundene Schaffung von innerörtlichem Wohnraum. Gekommen waren auch Eigentümer*innen sanierungsbedürftiger Häuser. Als direkt Betroffene hatten sie bisher den Eindruck, dass mehr über sie als mit ihnen gesprochen wurde. Sie und viele andere Bürgerinnen und Bürger diskutierten untereinander und mit den Fachleuten auf dem Podium über Lösungsansätze.

Bernhard Büttner berichtete gleich zu Beginn der Veranstaltung vom dem sogenannten „Donut-Effekt“, einem Phänomen, von dem viele Gemeinden betroffen sind. Hierbei wird die Entwicklung des Ortskerns vernachlässigt und der Fokus auf die Neuausweisung von Baugebieten am Ortsrand gelegt. Die Folge ist häufig, dass die Mitte ausblutet, da Bewohner*innen altersbedingt ausziehen müssen oder versterben, was wiederum zu Leerständen führt.

 

Es gebe durchaus Förderprogramme, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, betonten alle drei Podiumsmitglieder. Staatliche Zuschüsse und vergünstigte Kredite öffentlicher Banken leisten allerdings nur einen begrenzten Beitrag zur Finanzierung der Sanierungsmaßnahmen. Dennoch stellen sie einen wichtigen Anreiz dar, auf den nicht verzichtet werden sollte. Damit die betroffenen Hauseigentümer*innen sich mit den baurechtlichen Erfordernissen und den finanziellen Fördermöglichkeiten zurechtfinden können, benötigen sie die Unterstützung der Gemeinde, unter anderem durch Beratungsangebote sowie einen zentralen Ansprechpartner in der Verwaltung. Dies ist insbesondere bei Bauarbeiten an denkmalgeschützten Gebäuden erforderlich, da so manche Eigentümer*innen mit den strikten Vorschriften der Behörden überfordert sind, erklärte Architekt Olaf Bohris.

 

Bernhard Büttner regte einen runden Tisch an, zu dem die Gemeinde einladen sollte, damit Eigentümer*innen, Kommunalverwaltung und Banken sich über die Herausforderungen und Chancen der Sanierung austauschen. Alle diese Maßnahmen müssen sich selbstverständlich in ein Gesamtkonzept der Dorfentwicklung einfügen. Hierbei spielt die seit vielen Jahren bestehende Kommission „Alt-Wehrheim“, die aus Gemeindevertreter*innen und sachkundigen Bürgerinnen und Bürgern besteht, eine wichtige Rolle. Leider tage die Kommission bisher viel zu selten, beklagten mehrere Gäste der SPD-Veranstaltung. Die „Satzung der Gemeinde Wehrheim zur Gestaltung baulicher Anlagen in Alt-Wehrheim“ (Gestaltungssatzung) wird derzeit überarbeitet und soll in Kürze in aktualisierter Form vorliegen. Übereinstimmend plädierten mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer in diesem Zusammenhang für die systematische Erfassung von Leerständen (Leerstandskataster).

 

Aus Betroffenen Beteiligte machen! Dieser Aufruf kann sicher ein Fazit aus dieser Diskussion mitgenommen werden. Eine gelungene Veranstaltung mit Anregungen für konkrete kommunalpolitische Schritte.